Der Titel dieses Blogbeitrags sagt es bereits: wir hatten unsere Japan Reise etwas anders geplant, als sie dann tatsächlich stattfand. Die Idee war, dass wir unseren Japan Rail Pass ausgiebig nutzen wollen, zuerst ein paar Tage in Tokyo stationiert sind und von dort aus andere Orte besuchen. Danach nach Kyoto weiterreisen, um dort nochmals die fantastischen Tempel zu besichtigen, welche uns bei unserem letzten Besuch so sehr beeindruckt hatten. Anschliessend wollten wir weiter südwärts nach Fukuoka reisen und von dort aus Orte wie Nagasaki zu besuchen. Ausklingen lassen wollten wir unsere Reise auf Okinawa mit zwei Tagen Tauchen in den Tropen. Das war der Plan. Doch die Realität verlief etwas anders, und der Grund dafür trägt den Namen Shanshan: Taifun Shanshan wirbelte unsere Pläne gehörig durcheinander. Flexibles Umdisponieren war daher angesagt, was uns ermöglichte, ganz andere Aspekte von Japan kennen zu lernen.
Doch der Reihe nach: Eva Air brachte uns via Taipei nach Tokyo. Wir haben bewusst ein Hotel in der Nähe der Tokyo Station gesucht und uns fürs IbisStyles Ginza East entschieden, welches in einer ruhigen Seitenstrasse liegt und zu Fuss in ca. 20 Minuten von Tokyo Station zu erreichen ist. Nach dem Einchecken und um dem Jetlag ein wenig ein Schnippchen zu schlagen schlenderten wir durchs berühmte Ginza Viertel mit all seinen bekannten Shoppingläden. Auch am folgenden Tag und den nachfolgenden Abenden blieben wir in Tokyo, spazierten über die künstlich aufgeschüttete Odaiba Insel und liessen es uns nicht nehmen, mit der Hochbahn über die berühmte Rainbow Bridge zu fahren. Ebenso besuchten wir die wohl berühmteste Kreuzung der Welt, Shibuya Crossing, wo bei grüner Ampel gefühlt Hunderte von Fussgängern aus allen Richtungen die Kreuzung gleichzeitig passieren. Wir besuchten ebenfalls das schrille Akhiabara Viertel, bekannt als Elektronik- und Animé-Mekka, sowie das mittlerweile gefühlt recht normal gewordene Viertel Harajuku, welches bei unserem letzten Besuch noch der Hotspot aller auffällig gekleideter Gestalten war - heute sind hier viele Pet Cafés zu finden, wo man hingeht, um Katzen, Hunde, ja sogar kleine Schweinchen zu streicheln! In Tokyo gibt es nichts, was es nicht gibt. Abschliessend haben wir auch noch Shinjuku besucht, mit dem geschäftigsten Bahnhof der Welt: jeden Tag steigen hier rund 3.5 Mio. (!) Pendler ein, aus oder um, die Züge fahren im Minutentakt ein. Unglaublich faszinierend, wie trotzdem alles sehr geordnet seinen Lauf nimmt. Persönliches Highlight unseres Tokyo Aufenthaltes war am letzten Tag die Joggingrunde über die Rainbow Bridge nach Odaiba, von der Station Hinode rund 7km zur Station Ariake: die uns bereits bekannte Gegend hat sich uns da nochmals ganz neu erschlossen. Ja, Tokyo in seiner ganzen Vielfalt hat uns wiederum sehr gefallen, und was uns dieses Mal besonders aufgefallen ist: trotz der Millionen von Menschen in dieser Stadt ist es sowohl tagsüber, als auch nachts, die ganze Zeit erstaunlich ruhig - wir kennen keine andere Grossstadt, die so ruhig ist.
Aufgrund des nahenden Taifuns mit seinen Regenschauern als Vorboten richteten wir unsere Ausflüge von Tokyo aus etwas nach den Wettervorhersagen. Wir besuchten mit dem Shinkansen die Stadt Nagano, Olympiastadt 1998, wo wir der Hauptstrasse entlang zum Zenko-Ji Tempel spazierten. Der Tempel wurden im Jahr 642 gegründet und stellt auch heute noch ein wichtiges Pilgerziel dar. Er ist vom Bahnhof Nagano gut in 20-25 Minuten zu Fuss zu erreichen.
Ebenso machten wir einen Tagesausflug in den hübschen Ort Kanazawa am Japanischen Meer, also der Ostseite der Hauptinsel: dort imponierte uns der wunderschöne Kenroku-En Garten, dessen erste Grundzüge von den Stadtgründern im Jahr 1676 errichtet wurde. Im Viertel Higashi, am östlichen Rand der Stadt, befinden sich viele hübsche traditionelle Teehäuser, wie auch das Zentrum der Blattgoldkunst, für welches die Stadt berühmt ist. In den umliegenden Hängen finden sich viele kleine hübsche Tempel, welche uns sehr gefallen haben. Kanazawa zu besuchen lohnt sich, und wie wir lernten stellt der Ort auch einen guten Ausgangspunkt für Reisen in die japanischen Alpen dar.
Tja, und als wir dann erfüllt von vielen Eindrücken von Tokyo und den Ausflügen nachmittags um 16h im Shinkansen nach Kyoto sassen, holte uns die Wirklichkeit des nahenden Taifuns ein: unser Zug fuhr zwar noch pünktlich in Tokyo Station los, aber bereits beim ersten Stopp in Shinagawa (noch innerhalb des Grossraums Tokyos) verzögerte sich zuerst die Weiterfahrt: Durchsagen ab Band sprachen von einer Verzögerung aufgrund der Wetterlage und einer Weiterfahrt, sobald die Sicherheit wieder gewährleistet sei. Nach einer Stunde Warten und der gleichzeitigen Feststellung, dass zurzeit gar kein Shinkansen irgendwohin verkehrt, fassten wir den Entschluss, auszusteigen, zum nahe gelegenen Flughafen Tokyo Haneda zu gehen und mit dem letzten Flug bereits vorzeitig nach Okinawa zu fliegen - wie sich später herausstellte war dies die einzig richtige Entscheidung: während der nächsten 3,5 Tagen verkehrte kein einzelner Zug zwischen Tokyo und Kyoto, und auch bei unserer Ankunft am Flughafen wurden bereits viele Flüge als "annulliert aufgrund Taifun" angezeigt.
Wir aber hatten Glück und erreichten auf Okinawa den Hauptort Naha ganz im Süden der Insel nach rund zwei Stunden Flugzeit. Einquartiert waren wir zuerst in Mercure Hotel in Naha, danach im Mercure Hotel bei Cape Zanpa, und danach (für unsere Tauchgänge) nochmals in Naha, aber dieses Mal im Novotel. Die Insel Okinawa liegt geographisch auf dem 26. bzw. 27. Breitegrad und bietet die schönsten tropischen Strände Japans. Insbesondere der Norden der Insel lockt mit absolut unberührten Stränden, die den Vergleich mit anderen tropischen Stränden überhaupt nicht scheuen müssen. Das Spezielle an Okinawa ist, dass seit Jahren rund 400'000 Angehörige der US-Streitkräften auf der Insel stationiert sind, samt Familienangehörigen, was, ebenso wie die lange Zeit chinesischer Einflussnahme, sowie Einflüsse des geamten Pazifikraums, dazu beigetragen hat, dass sich Okinawa durch das Zusammenspiel vielerlei Einflüsse auszeichnet und eine ganz eigene Interpretation von Japan darstellt. In Naha lohnt sich abends das Flanieren entlang der Hauptstrasse Kokusai Dori mit all ihren Restaurants, Bars und Kneipen. Die Monorail-Hochbahn verbindet bequem alle Quartiere der Stadt, wie auch den Flughafen.
Um den Norden, die wunderbaren Strände und kleinen vorgelagerten Inseln zu entdecken lohnt sich ein Mietauto - aber Achtung: der internationale Führerausweis reicht nicht, wie wir erfahren mussten, es braucht auch noch eine beglaubigte Übersetzung. Trotz vorgängiger Reservation wurde uns am Flughafen kein Auto ausgehändigt. Zum Glück bestand die lokale Autovermietung im Mercure Naha nicht auf dieser Beglaubigung, sondern gab sich mit dem internationalen Führerausweis zufrieden. Dafür hatten wir dann ein Wägelchen mit gelbem Nummernschild, was auf reduzierte Motorenleistung hinweist, jedoch vollends ausreichte. Besonders gefallen haben uns die Felsformationen bei Cape Maeda, der Sonnenuntergang am Cape Zanpa, das Baden am Tonnaha Beach, sowie (näher an Naha) am Mibaru Beach. Die Strassen sind allesamt gut ausgeschildert, und über die mautpflichtige Autobahn kann man auch relativ schnell vorankommen. Unsere zwei Tage Tauchen haben wir bei Seakers Okinawa gebucht, am ersten Tag tauchten wir im Kerama Nationalpark, einer vorgelagerten Inselgruppe bei Naha, und am zweiten Tag bei Cape Manzamo: die wunderbaren Korallen, das kristallklare Wasser, die eindrücklichen Blautöne des Meeres, sowie (bei Cape Manzamo) die interessanten Höhlensysteme - all diese Facetten machen das Tauchen in Okinawa sehr empfehlenswert.
Auch wenn diese Japan Reise nun anders als geplant verlief - wir hatten eine wunderbare Zeit! Und sind dankbar dafür, dass wir die Gelegenheit nutzen konnten, Okinawa als eigenständigenMikrokosmos etwas vertiefter zu erkunden. Gerne werden wir hierher zurückkommen. Doch bis es soweit ist folgt man uns für unsere anderen Reiseabstecher am Besten auf Instagram.
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