Diese Reise war eigentlich bereits für letzten Sommer geplant, aber wie viele von uns mussten auch wir immer wieder unsere Reisepläne ändern und anpassen. Doch nun hat es geklappt, und wir konnten Andalusien und seine Höhenpunkte bereisen.
Mit SWISS flogen wir nach Malaga, dem Startort unserer Entdeckungsreise. Die quirlige Stadt an der Costa del Sol mit über 300 Sonnentagen pro Jahr begeisterte uns wiederum mit ihrer wunderschönen Altstadt, die sich abends gefühlt jeweils in eine grosse Freiluft-Bar verwandelt: überall werden Tische und Stühle aufgebaut und Tapas in allen Variationen serviert. Wer die Fischspezialitäten noch frischer will, der nimmt am Besten Bus Nummer 3 nach Pedregalejo, dem alten Fischerdorf Malagas: an den Wochenenden werden dort am Strand entlang die fangfrischen Sardinen am Spiess auf Holzkohle gebraten und direkt vom Grill auf den Teller serviert. Dazu ein Glas kühlen Weissweins - ja, so fühlt sich definitiv Sommer an!
Von Malaga aus besuchten wir im Hinterland den schmucken Ort Antequera, welches bereits zu Römerzeit ein wichtiger Knotenpunkt war. Bei der Kirche Real Colegiata de Santa Maria finden sich denn auch Ausgrabungen einer römischen Therme. Doch Antequera war bereits vor römischer Zeit besiedelt, wie die über 4500 Jahre alten Dolmen bei der Ortseinfahrt bezeugen, welche wir gerne besichtigt hätten - leider waren sie bei unserem Besuch bereits geschlossen, da wir die Siesta Zeiten bei unserer Planung nicht berücksichtigten. Etwas, das uns auf dieser Reise noch mehrmals passieren sollte. Ein Rundgang durch das Städtchen bietet sich aber dennoch an, zumal auch die umliegende, gebirgige Landschaft mit ihren vielen Olivenhainen ihren Reiz hat.
Bevor wir nach Sevilla weiter zogen, besuchten wir wiederum die Alhambra in Granada. Bei unserem ersten Besuch vor zwei Jahren waren wir von der Schönheit des Nasridenpalastes dermassen angetan, dass es ein lange gehegter Wunsch von uns war, diesen Palast nochmals besichtigen zu können. Den Eintritt kann man frühestens drei Monate im Voraus reservieren und muss beim ausgewählten Zeitfenster vor dem Eingang des Nasridenpalastes bereit sein - man muss daher mindestens eine halbe Stunde Weg vom Parkplatz beim Haupteingang der Alhambra bis zum Eingang des Nasridenpalastes einplanen, denn wer sich nicht rechtzeitig in der Warteschlange vor dem Nasridenpalast befindet, wird nicht mehr eingelassen. Alle Zimmer des gesamten Palastes sind mit ornamentalen, in Stein gemeisselten Verzierungen ausgestattet, und in den Innenhöfen sorgen kunstvoll angelegte Wasserläufe dafür, dass trotz der andalusischen Hitze Pflanzen gedeihen und kühlenden Schatten spenden.
Sevilla haben wir schon mehrmals besucht und sind immer wieder begeistert von dieser Stadt, auch zwei Blogeinträge (hier und hier) haben wir bereits zu Sevilla gemacht. Daher konzentrieren wir uns dieses Mal auf die Erlebnisse an anderen Orten.
Von Sevilla aus besuchten wir auch den Küstenort Cadiz mit seinen imposanten, bereits von Weitem sichtbaren Schiffswerften. Bereits die Phönizier errichteten hier 1100 v. Chr. eine Stadt, die auch heute noch einen ganz eigenen Charme hat und von ihrer Vergangenheit des internationalen Handels zeugt. Durch die engen und verwinkelten Gassen der Altstadt liessen wir uns treiben und genossen bei der Markthalle eine Kaffeepause, und da der Atlantik nie weit ist, wollten wir uns eigentlich noch im Atlantik etwas abkühlen. Alleine - auch hier war unser Zeitmanagement wiederum nicht ideal, denn bei Ebbe konnte man nicht wirklich baden. Und ebenso war die Ausgrabungsstätte des römischen Theaters bereits geschlossen.
So fuhren wir dann kurzentschlossen zur Nachbarstadt Jerez de la Frontera, besichtigten die Altstadt und wollten eigentlich eine der vielen Bodegas besichtigen, in denen das weltbekannte Wahrzeichen von Jerez de la Frontera gekeltert wird: der Sherrywein. Montag ist jedoch kein guter Tag hierfür, wie wir erfahren mussten, und nachmittags erst recht nicht, denn alle Bodegas waren an diesem Nachmittag geschlossen und empfingen keine Besucher. Für uns definitiv ein Grund, die hübsche Stadt nochmals zu besuchen, denn der Rundgang durch die Altstadt mit ihrer imposanten Kathedrale, sowie dem wuchtigen Alcazar, einer Palastfestung, hat uns sehr gefallen.
Schon lange auf unserer Wunschliste stand ein Besuch von Cordoba, dem Geburtsort des römischen Philosophen Senecas. Trotz der Herkunft aus der Provinz (so zumindest aus der Optik Roms) gelangte Seneca an den römischen Kaiserhof und wurde der Lehrer des Kaisers Nero. Leider gelang es auch Seneca nicht, den aufbrausenden Nero zu mässigen, und am Ende musste sich Seneca auf Geheiss seines Schülers umbringen. Eine Statue an einem der früheren Stadttore erinnert bis heute an den prominenten Sohn dieser Stadt. Von Sevilla aus gelangt man am Besten per Zug nach Cordoba, denn Cordoba liegt an der Hochgeschwindigkeitsstrecke Sevilla - Madrid, welche als erste Hochgeschwindigkeitsstrecke Spaniens für die Weltausstellung von 1992 in Sevilla eigens errichtet wurde. In rund 45 Minuten erreicht man Cordoba per Zug von Sevilla aus, und nach einem kleinen Spaziergang erreicht man die Juderia, das alte jüdische Viertel, und wo sich auch die Mezquita-Catedral befindet. Dieses Gebetshaus an der Stelle eines römischen Tempels wurde als westgotische Basilika konzipiert, bevor es dann in eine Moschee umgebaut wurde, die mit ihrem grossen, als Säulenwald oder Palmhain gestalteten Gebetssaal als eine der grossartigsten Moscheen weltweit gilt. Das Farbenspiel des Lichts, das sich in den vielen Säulen bricht, ist unglaublich beeindruckend und vermittelt trotz der vielen Besucherinnen und Besucher eine andächtige Ruhe. Doch die Geschichte dieses Gebetshauses endet nicht als Moschee, denn nach der Rückeroberung Cordobas gegen Ende des Mittelalters wurde aus der Moschee wiederum eine Kathedrale gemacht, in der auch heute noch Gottesdienste stattfinden.
Ein paar Schritte ausserhalb der Mezquita-Catedral gelangt man an den Fluss Quadalquivir, wo man etwas unterhalb des Puente Romano, der römischen Brücke, auf Wassermühlen aus mittelalterlicher, arabischer Zeit stösst. Darüber hinaus bietet sich in Cordoba auch der Besuch des kleinen aber feinen Museo Arquelogico an, das über den Überresten eines antiken Theaters errichtet wurde, sowie die Überreste des römischen Tempels. In der Tat: wer sich für Kultur und Geschichte interessiert, der wird in Cordoba reich beschenkt, und trotz der hochsommerlichen Hitze sanken wir abends erfüllt und zufrieden in die Sessel des Hochgeschwindigkeitszuges, der uns zurück nach Sevilla brachte.
Einen krönenden Abschluss unserer Andalusienwoche erlebten wir beim Besuch der Cueva de la Pileta, einer Höhle ca. 20 km von Ronda entfernt, in welcher 1905 von einem lokalen Bauern Höhlenmalereien entdeckt wurden. Wir hatten unglaubliches Glück: die Anzahl der Besucher pro Tag ist streng limitiert und bei der telefonischen Anmeldung wurde uns beschieden, dass das Tageskontingent erschöpft sei und wir nur mit rein dürfen, sollten angemeldete Besucherinnen und Besucher doch nicht erscheinen. Da wir das nahe gelegene Städtchen Ronda mit seiner imposanten Brücke, dem Puente Nuevo aus dem 18. Jhd., der eine ca. 100m tiefe Schlucht überspannt, sowieso besuchen wollten, machten wir uns auf zur ca. 1h45 langen, wunderschönen Fahrt ins Hinterland von Malaga - und hatten tatsächlich Glück, als dass wir zur Höhlenbesichtigung zugelassen wurden. Neben wunderbaren Stalagmiten und Stalagtiten beherbergt die geräumige Höhle Malereien unterschiedlicher Art und Epochen, welche 25'000 Jahre alt sind, doch wie unser kundiger Führer erklärte, gehen neuste Forschungen von einem Alter von 41'000 Jahren aus - leider, jedoch vollkommen verständlich, dürfen aus Gründen der Konservation keine Fotos von den Malereien angefertigt werden. Vor solch uralter Zeugnisse menschlicher Zivilisation und Kultur erstaunten wir in Ehrfurcht, als dass eine so lange Zeitspanne irgendwie fast nicht begreifbar ist. Beim anschliessenden Besuch des herzigen Städtchens Ronda und seiner Brücke versuchten wir mal auszurechnen, wie viele Generationen eine solch lange Zeitspanne umfasst, um einigermassen eine Vorstellung von der jahrtausendalten Geschichte dieser Malereien an den Felswänden in einer Höhle mitten in Andalusien zu erhalten.
Andalusien hat uns begeistert - einmal mehr! Die Geschichte, die Kulinarik, die Freundlichkeit der Menschen, denen wir begegneten; die Vielfalt, die Farben, die verschiedenen Klimata - all das und noch viel mehr macht den Reichtum Analusiens aus. Wir werden wiederkehren, definitiv! Aber bis dahin folgt man unseren Entdeckungen am Besten auf Instagram unter instagram.com/GoNicePlaces
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