"Ägypten" - da kommen oftmals als Erstes die Pyramiden von Gizeh, die Sphinx, sowie die Tauch- und Badegebiete Hurghada und Marsa Alam am Roten Meer in den Sinn. Wir haben uns dieses Mal für den Süden Ägyptens entschieden, sowohl im Niltal, als auch am Roten Meer. Und dabei weitere Facetten dieses an Facetten so reichen Landes entdeckt.
Edelweiss Air bietet mehrere Male pro Monat eine Direktverbindung nach Marsa Alam an. Dort wurden wir von der Crew der Blueplanet Liveaboards in Empfang genommen, und erreichten nach wenigen Minuten Fahrt Port Ghalib, wo die M/Y Blue Seas, unser Tauchschiff und Zuhause für die nächste Woche, bereits auf uns wartete. Das Schiff bietet auf insgesamt vier Decks 24 Tauchbegeisterten ausreichend Platz, die Crew ist ausgesprochen aufmerksam und zuvorkommend, und nach einer kurzen Einführung und ersten Nacht im Hafen stiessen wir am Tag drauf bereits in See. Wir betauchten dabei das berühmte Elphinstone Reef, bevor wir über Nacht in die Tauchgebiete um St. Johns, ganz im Süden, an der Grenze zum Sudan, vorstiessen. Während im Norden des Roten Meers viele Schiffwracks die Herzen der Wracktaucher höher schlagen lassen, besticht der Süden vor allem durch viele Riffe mit Steilwänden, wunderschönen Korallengärten, Höhlensystemen und Kavernen, sowie immer wieder der Möglichkeit von Tauchen mit Haien. Bei uns liessen sich die scheuen Tiere während der Tauchgänge leider nicht blicken - nur als wir uns eines Abends für den Nachttauchgang vorbereiteten, kreiste ein stattlicher Longimanus Hai um unser Boot, so dass aus dem Nachttauchgang an diesem Abend nichts wurde. Dafür hatten wir das Glück, in der Nähe von Berenike mit rund 40 Delfinen um die Wette schwimmen zu dürfen.
Nach der Tauchwoche stand Kultur auf dem Programm, wiederum organisiert mit "Reisen in Ägypten". Von Port Ghalib, wo uns der Fahrer abholte, fuhren wir in 6 Stunden nach Aswan, der Stadt mit dem mildesten Klima in Ägypten während der Wintermonate. Bei Aswan enden die Nilkreuzfahrten Luxor-Aswan, da die Nilkatarakte und die beiden Nildämme eine Weiterfahrt verunmöglichen. Aswan ist auch bekannt für die farbenprächtigen nubischen Dörfer, die für die Menschen errichtet wurden, welche ihren vorherigen Wohnsitz beim Bau des Nasser-Staudamms verloren. Eine Felukenfahrt bei Sonnenuntergang auf dem Nil, durch den Katarakt hindurch, lohnt sich sehr und beinhaltet meist auch das Anlegen bei einem nubischen Dorf. Untergebracht waren wir im Old Cataract Hotel, einem Prachtsbau im Kolonialstil, der als Kulisse für den Agatha Christie-Film "Tod auf dem Nil" diente.
Am folgenden Tag mussten wir früh aufstehen, denn unser Fahrer erwartete uns um 04:45h vor dem Hotel, um die dreistündige, 280km lange Fahrt nach Abu Simbel anzutreten. Abu Simbel liegt am Nasser-See, ganz im Süden von Ägypten, in der Nähe der Grenze zum Sudan. Abu Simbel ist bekannt für den Felsentempel von Pharaoh Ramses II (1279 - 1213 v. Chr.), dem Gott Amun-Ra gewidmet, sowie dem Nachbartempel für Nefertari, der Lieblingsgemahlin des Pharaohs. Beim Bau des Nasser-Staudamms drohten die beiden Tempel in den Fluten des Nasser-Sees zu versinken und wurden in den 1960er Jahren in einer aufwändigen, durch die UNESCO koordinierte, vierjährigen Rettungsaktion gerettet. Sie befinden sich heute 60m höher und um 200m versetzt von ihrem ursprünglichen Ort. Dabei gelang des den Ingenieuren, das dem Tempel inhärente "Wunder" weitgehend beizubehalten: zweimal pro Jahr, am 21. Oktober und am 21. Februar (heute jeweils einen Tag später), beleuchteten die Strahlen der aufgehenden Sonne die Gesichter von drei der vier sich im Innersten des Tempels befindlicher Statuen (nur das Gesicht des Unterweltgottes wird dabei nicht beleuchtet). Auch wenn wir bereits mehrere Filme auf Youtube ansahen, so waren wir von der Mächtigkeit, Wucht und Schönheit dieser beiden Tempel sehr ergriffen - die frühe Tagwache hat sich mehr als gelohnt!
Am folgenden Tag besuchten wir den Philae Tempel in Aswan, welcher er aus der hellenistischen Zeit stammt und der Göttin Isis, Mutter- und Fruchtbarkeitsgöttin, gewidmet ist. Auch dieser Tempel wurde durch die UNESCO vor den Fluten gerettet und umgesiedelt, er befindet sich nun auf einer künstlichen Insel mitten im Stausee. 500 Jahre dauerte der Bau des Tempels, die Vollendung geschah erst zur Zeit der Römer. Und wie so viele andere Tempel wurde auch dieser Tempel während späterer Jahrhunderte als koptische Kirche genutzt, wovon heute noch Spuren zeugen.
Nach Luxor gelangten wir mit dem Zug, die rund dreistündige Fahrt dem Nil entlang war sehr malerisch, und weitaus bequemer als die Autofahrt. Luxor hat uns bei unserem letzten Aufenthalt so sehr beeindruckt, dass wir unbedingt nochmals hier kommen wollten. Während wir beim letzten Besuch die Pharaonengräber im Tal der Könige besichtigten, besichtigten wir dieses Mal die Gräber im Tal der Arbeiter und im Tal der Noblen. Denn die Arbeiter, welche die Pharaonengräber im Tal der Könige schufen, haben an ihrem freien Tag an ihrer eigenen Grabkammer gearbeitet. Und auch viele Höhere Beamte am Pharaonenhof "leisteten" sich eine Grabkammer für die Zeit ihres Ablebens. Die besuchten Grabkammern waren wiederum reich verziert, die Gräber der Arbeiter dabei etwas kleiner als die Gräber der Beamten. Auf einen markanten Unterschied in den Darstellungen zu den Grabkammern im Tal der Könige wies uns unser Führer hin: während in den Grabkammern im Tal der Könige die Reise des verstorbenen Pharaohs durch die Unterwelt dargestellt wird, stellen die Grabkammern der Arbeiter und der Noblen Alltagssituationen dar.
Vor unserer Rückfahrt nach Hurghada, von wo wir die Heimreise antraten, besuchten wir noch den Habu Tempel in Luxor, der Totntempel von Ramses III. Die Wände des Tempels bezeugen die kriegerischen Taten und Erfolge von Ramses III. Im Innern befindet sich ein Säulensaal mit 24 mächtigen Säulen, von denen jedoch nur die Sockel übrig geblieben sind, da der Tempel in vorherigen Jahrhunderten auch als Steinbruch verwendet wurde. Dafür sind die Malereien im Tempel noch sehr gut erhalten und geben eine Vorstellung davon, wie farbenprächtig alle Tempel in Wirklichkeit waren.
Ägypten hat uns wiederum begeistert, wir sind reich beschenkt an Eindrücken und Erlebnissen wieder zu Hause angekommen. Und sind uns sicher: eintauchen in Ägypten wollen wir noch mehr, sowohl in die phantastischen Tauchgründe im Roten Meer, als auch in die reiche Kultur der Pharaonenzeit. In der Zwischenzeit folgt man unseren Reisen am besten auf Instagram: instagram.com/GoNicePlaces
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