Marrakesch - womit
beginnen? Aus welcher Richtung sich dieser Stadt in Nordafrika, am Fusse des
Atlas, annähern, um der unendlichen Vielfalt dieser Stadt gerecht zu werden? Um
aufzuzeigen, dass man in dieser Stadt Mittelalter und Moderne gleichzeitig auf
gleichem Raum antrifft? Um den immerwährenden Beat, den diese Stadt Tag und
Nacht antreibt, auch nur annähernd zu beschreiben? Nun, machen wir es der Reihe
nach und beginnen wir mit den Basisfakten unserer Reise. Und geben wir uns dann
- den Gepflogenheiten dieser Stadt entsprechend - einfach dem Treiben hin, dem
emsigen, beständigen Treiben in den Gassen, auf den Plätzen, in den Souks, an
den Marktständen, usw.
Edelweiss Air fliegt
mehmals die Woche nach Marrakesch. Der Flughafen ist sehr modern, die Einreise
verlief äusserst speditiv - ganz im Gegensetz zur Ausreise, die sehr
zeitaufwändig war, so dass es sich bei der Rückreise lohnt, genügend Zeit am
Flughafen einzuplanen. Unser Riad hat für uns eine Taxifahrt vom Flughafen ins
Riad organisiert, die Fahrt dauerte rund 25 Minuten. Und die Strassen lieferten
bereits einen ersten Vorgeschmack auf das, was uns die nächsten Tage erwartete,
denn die engen Strassen teilen sich Autos, knatternde Mopeds, Eselkarren,
fliegende Händler, Fussgänger, Fahradfahrer, Busse, etc. - eigentlich alles,
was irgendwie unterwegs sein kann. Aber zum grossen Erstaunen funktioniert das
ganz gut und passen sich die Geschwindigkeiten der einzelnen Gefährte dem
Rhythmus der Strasse an.
Untergebracht waren
wir im Riad Ifoulki. Riads sind ehemalige Herrschaftshäuser, deren Zimmer meist
um einen zentralen Innenhof angesiedelt sind. Das Riad Ifoulki ist eine
paradiesische Oase der Ruhe in dieser geschäftigen Stadt, mit mehreren Häusern
und Höfen, sowie einer wunderbaren Dachterrasse, auf der das Frühstück serviert
wird und wo man abends beim Sonnenuntergang einen wunderbaren Blick über die
Dächer Marrakeschs hat. In den Innenhöfen blühen Orangenbäume und plätschern
kleine Wasserspiele, so dass rundum ein Gefühl der Ruhe verströmt wird.
Anscheinend wohnt in einem der Trakte dieses Riads auch ein Parfumeur, der auf
Wunsch ein persönliches Parfum herstellt - wir haben ihn leider nicht
getroffen, hätten uns doch zu gern in die Geheimnisse seiner Kunst einweihen
lassen. Vielleicht beim nächsten Mal, Inschallah, wie man zu pflegen sagt.
Angetroffen haben wir dafür täglich die herzhafte Gastlichkeit der Besitzer und
Angestellten, so dass wir mit Sicherheit beim nächsten Marrakesch Besuch wiederum
hier absteigen werden.
Marrakesch hat zwei
Gesichter - ein traditionelles, in der Medina, der Altstadt. Und ein moderndes
in der Neustadt. Als Herzstück der Stadt und Eingang zur Medina kann sicherlich
die Place Jemaa El Fna, oder einfach: La Place, bezeichnet werden, UNESCO Weltkulturerbe
für den Mikrokosmos an Leben, der sich täglich auf ihr abspielt: da preisen
Saftverkäufer frische Fruchtsäfte an, bieten verschleierte Frauen Hennah-Tatoos
an, finden sich nahmhafte Cafés wieder, buhlen Schlangenbeschwörer (mit dem
hübschen Namen "Charmeur des Serpents") mit ihren Kobras um
Aufmerksamkeit, spriessen abends unzählige Garküchen aus dem Boden, bieten
Pferdekutschen ihre Rundfahrten an, strömt der Duft von Weihrauchständen über
den ganzen Platz, und fahren Autos, Mopeds, Kutschen, Handkarren, Tuk Tuks und
Lastwagen kreuz und quer über den Platz. Unmittelbar nach Ankunft in Marrakesch
erschlägt einen dieses Gewusel und dieses Wirrwarr beinahe - wir haben dann in
einem der Restaurants an der Place in der oberen Etage ein Couscous mit Gemüse
zu Mittag gegessen und von oben dieses Gewusel, dieses Treiben, diese Hektik,
diesen Mikrokosmos betrachtet. Und waren fasziniert, je länger wir dem Treiben
zuschauten.
Von La Place aus
nordwärts zweigen die Strassen der Souks ab: enge Gassen, an denen sich Laden
an Laden reiht, oftmals überdacht. Kaufen kann man alles, und alles
gleichzeitig: da reihen sich Keramikstände an Metzgereien, gefolgt von
Teppichläden, Süssspeisenshops, Lederwarenateliers, etc. Und mitten in der
Strasse oder zwischen einzelnen Läden bieten noch fliegende Händler frische
Minzblätter, heissen Tee, Plastikturnschuhe, Gewürze oder frische Datteln feil.
Die Orientierung behalten ist nicht einfach, und aufgrund der engen Gassen und
überdachten Abschnitte lässt einem oftmals auch das Navi auf dem Handy im
Stich. Lohnenswert daher, sich einfach dem Strom zu überlassen und sich treiben
zu lassen - immer auf der Hut vor den Mopeds, die durch diese engen Gassen und
trotz der vielen Besucher mit mörderischem Tempo hindurchbrausen. Aber man hört
sie zum Glück dank ihres ohrenbetäubenden Krachs von Weitem. Und wenn man sich
einfach treiben lässt, dann entdeckt man immer wieder neue Bijous: so zum
Beispiel die Fnaque Bérbère, ein kleines Literaturkaffee mit wunderbarer
Dachterrasse mitten im Souk, das sich die französische Buchhandlung FNAC zum
Vorbild genommen hat - und anscheinend vor ein paar Jahren auf Intervention der
mächtigen, „richtigen“ FNAC den Namen nun in Fnaque umändern musste. Oder man
findet - einer Empfehlung des Riad Ifoulki folgend - das KSAR Es Saoussan, ein
stattliches Herrschaftshaus mit wunderbarer Inneneinrichtung, das einen gefühlt
wie in einem Sultanspalast speisen lässt.
Mit Marrakesch
untrennbar verbunden ist Yves Saint Laurent, der geniale Modeschöpfer, der nach
seinem ersten Besuch angeblich der Schönheit dieser Stadt verfallen war und
immer wieder zurückkehrte. Das neu eröffnete Musée Yves Saint Laurent zeigt
denn auch eindrückliche Einzelstücke aus verschiedenen Kollektionen des
Meisters, und gleich nebenan liegt der wunderschöne Jardin Majorelle, ein
prachtvoller Garten, den Yves Saint Laurent mit seinem Partner Pierre Bergé vor
dem Zerfall rettete. Es lohnt sich, zuerst das Musée Yves Saint Laurent zu
besuchen und mit dem Eintritt ins Museum auch gleich einen Eintritt in den
Jardin de Majorelle zu kaufen - neben der Tatsache, dass das Museum wirklich
sehenswert ist, ist die Warteschlange vor dem Museum bedeutend kleiner, als vor
dem Garten. Und wenn man schon in dieser Gegend und damit ausserhalb der Medina
ist, empfiehlt sich auch einen Abstecher in die Neustadt. Dort findet man auch
die eine oder andere Trouvaille, wie Todds-artige Schuhe im Atika, oder moderne
Lederware im Place Vendôme.
Zurück in der Medina
empfehlen sich Le Jardin Secret, der Palais El Bahia, sowie der zerstörte ElBadi-Palast für einen Besuch. Le Palais El Bahia und der El Badi-Palast liegen
nahe beieinander und zeugen vom Glanz vergangener Zeiten. Während der zerstörte
El Badi-Palast durch seine schiere Grösse beeindruckt, beeindruckt der Palais
El Bahia durch die kunstvollen Deckengarnituren seiner unzähligen Räume. Auf der anderen Seite der Medina zeugt der
Jardin Secret von der orientalischen Garten- und Bewässerungskunst. Die dicken
Mauern, die den Garten umgeben, lassen einen vergessen, dass sich der Jardin
Secret mitten im Gewühl und geschäftigen Treiben des Souks befindet.
Marrakesch ist eine
Wucht. Eine Wucht, die einen mitreisst, vor der man nicht entrinnen kann: man
muss sich Marrakesch ganz hingeben, anders geht nicht. Eine Wucht aber, die
begeistert, die trotz des geschäftigen Treibens wunderbare Oasen der Ruhe und
Erholung bietet, und die einem immer wieder total neue Eindrücke und Erlebnisse
beschert. Uns hats ungemein gut gefallen, wir werden wiederkommen!
Weitere Bilder und
Eindrücke von Marrakesch, sowie auch von anderen Reisen, finden sich auf
unserem Instagram Account: instagram.com/GoNicePlaces
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