Languedoc und Camargue - Sommerferien der entspannten Art


Wo genau die Grenze zwischen der Camargue und dem Languedoc in Südfrankreich verläuft, das ist uns nie so ganz klar geworden. Es spielt eigentlich auch überhaupt keine Rolle, denn die Gegend im Südwesten Frankreichs, wo wir eine Woche Sommerferieb verbrachten, ist auch unabhängig einer exakten Gebietszuteilung wunderschön.

AirFrance bietet via Paris mehrmals täglich Verbindungen nach Montpellier an, während Easyjet zwei- bis dreimal die Woche einen Direktflug ab Basel anbietet. Unsere Ferien verbrachten wir in La Grande Motte, ca. 15 Minuten mit dem Auto östlich von Montpellier. Und wohl so etwas wie der inoffizielle Grenzort zwischen der Camargue und dem Languedoc, ganz offiziell aber Grenzort zwischen den Départements Hérault und Gard. La Grande Motte ist ein Retortenort: vor 50 Jahren wurde beschlossen, inmitten der Etangs, den für diese Gegend charakteristischen Salzseen mit ihren wilden rosaroten Flamingos, einen Ort zu erschaffen, an dem die Touristenströme, die sich immer ins benachbarte Spanien wälzten, fortan ihre Ferien verbringen sollten. Buchstäblich aus dem Nichts wurde eine Ortschaft mit heute ca. 8000 Einwohnern geschaffen, deren Anzahl sich in den Sommermonaten Juli und August schnell auf über 100‘000  vervielfacht. Wie gut daher, wenn man seine Ferien im September, nach dem Wiederbeginn der Schulen in Frankreich, verbringen kann. Damals, vor 50 Jahren, beauftragte man den Architekten JeanBalladur mit der Gestaltung von La Grande Motte, und dieser liess sich von Wind, Segeln und Wellen inspirieren, so dass die von ihm errichteten Gebäude architektonisch all diese Elemente wiederaufnehmen - und dem Ort seine ganz eigene Prägung verleihen. Wahrzeichen des Ortes ist neben dem grossen Yachthafen die sog. Grande Pyramide, ein pyramidenförmiges Wohnhaus direkt am Hafen. 







La Grande Motte ist bekannt für seinen Yachthafen, der einer der grössten der französischen Mittelmeerküste darstellt; seinen wunderschönen, breiten und kilometerlangen Sandstränden; dem Mistral-Wind, der viele Wassersportmöglichkeiten eröffnet; sowie eben für die eigenartige Architektur, wofür der Ort in das Verzeichnis der französischen Denkmäler des 20. Jahrhunderts aufgenommen wurde. Rings um den Hafen hat es viele kleine Cafés und Restaurants - abends den Sonnenuntergang genossen jeweils draussen beim Café Indian Glacier. Und wer wie wir privat untergebracht ist und selber kocht, der findet unserer Meinung nach den frischesten Fisch bei der Poissonnerie duPort, und die knusprigsten Baguettes beim Le Petit Moulin.

Selbstverständlich haben wir jeden Tag ausgiebig den wunderschönen Strand genossen. Daneben haben wir aber auch drei Erkundigungen in die Gegend unternommen. Unser erster Ausflug führte uns in die lebendige Stadt Montpellier, wo wir ausgehend von der Place de la Comédie die Rue de la Loge hoch durch die Altstadt flanierten und bei der Préfécture im Café de la Mer einen Aperitif genossen. Montpellier hat einerseits eine wunderbare Altstadt, anderseits aber auch ganz neue und moderne Stadtteile. Toll ist, dass die gesamte Altstadt eine Fussgängerzone ist, und dass man eigentlich alles gut zu Fuss erreichen kann. Als bekannte Studentenstadt entwickelt sich Montpellier beständig weiter. Grad letztes Jahr ist etwas ausserhalb der Stadt ein neuer TGV-Bahnhof samt Highspeed Trassé nach jahrelanger Bauarbeit in Betrieb gegangen, als Teil der Weiterentwicklung des nationalen Hochgeschwindigkeitsnetzes, sowie um die Verbidnung nach Spanien zu beschleunigen - nachdem der bestehende Bahnhof in der Stadt erst grad aufwändig saniert und erweitert wurde. Allerdings wird dieser neue Bahnhof täglich nur von ganz wenigen Zügen angefahren - bis heute konnten wir den tatsächlichen Grund hierfür nicht eruieren, denn jeden, den wir fragten, kannte einen anderen Grund. Sei es drum: Montpellier ist auf jeden Fall einen Besuch wert.








Einen anderen Ausflug unternahmen wir in den mittelalterlichen Ort Sommières, der immer wieder mal vom kleinen Fluss Vidourle, an dem er liegt, überschwemmt wurde. In der Ortschaft sind die entsprechenden Markierungen des Hochwassers sichtbar. Der historische Ortskern ist sehr klein, aber die engen Gassen und die vielen kleinen Boutiquen in zum Teil wunderschön restaurierten Gebäuden laden zum Verweilen ein. Für die Rückfahrt empfiehlt sich eine kleine Nebenstrtasse über Villetelle, um an prächtigen Weinreben vorbeizufahren, die zum Sommières AOC gehören.









Den dritten Ausflug unternahmen wir nach Aigues Mortes, wo wir auch die Saline (Salin du Midi) besuchten. Angeblich ist die Fläche der Saline gleich gross wie die der Stadt Paris, und jeden Tag verlassen 115‘000 Salzdosen die angelagerte Abfüllfabrik, wie uns unser Guide erklärte. Das Faszinierende an der Salzproduktion ist, dass pro Jahr nur eine Salzernte eingefahren werden kann: im März werden die Becken geflutet und dann das Wasser vom einen zum nächsten Becken immer weiter geleitet. Dabei sorgen einerseits Sonne und Wind, dass viel Wasser verdunstet, so dass die zurückbleibende Sole als wie konzentrierter wird. Anderseits sorgen die Sauniers, wie die Mitarbeiter der Saline heissen, dafür, dass die Becken nicht vollständig austrocknen, indem sie immer wieder etwas Wasser von einen zum nächsten Becken zuführen. Ab Ende August wird dann die ca. 20 cm dicke Salzkruste abgebaut. Die Salzgewinnung spielt in Aigues Mortes seit Jahrhunderten eine bedeutende Rolle, da die intensive Sonne und der starke Mistral-Wind ideale Voraussetzungen boten. Aigues Mortes wurde Ende Mittelalter vom König Ludwig dem Heiligen errichtet, um für das damalige Frankreich einen Mittelmeerhafen zu erhalten. Die gewaltigen Stadtmauern sind Zeugen der mittelalterlichen politischen und religiösen Wirren, und grenzen heute noch die Altstadt vom Rest des Ortes ab. Im Innern der Mauern laden zahlreiche Boutiquen und Restaurants zum Verweilen ein, und die farbigen Fenster der kleinen Kirche im Ort spielen wunderschön mit dem einfallenden Licht.














Aigues Mortes ist auch Ausgangspunkt für Hausbootferien. Das haben wir dieses Mal nicht gemacht. Ebenso haben wir dieses Mal auch nicht den Cirque de Navacelles, das mittelalterliche Saint Guilhelm le Désert, die Arena von Nîmes, das Amphitheater von Arles, die Hafenstadt Sète, usw. besucht. Aber die Gegend ist uns lieb und teuer, so dass wir wiederkommen und beim nächsten Mal von der einen oder anderen Sehenswürdigkeit berichten werden. Doch nun steht zuerst der zweite Teil unserer Sommerferien auf Zypern an - Bericht folgt.

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